Warum, zur Hölle, Blizzard?

Manchmal muss man ne Nacht drüber schlafen.

Oder eben mehr als einen Charakter für eine Stunde spielen um festzustellen, dass man sich das mit Diablo 3 irgendwie anders vorgestellt hatte. Und dass man sich manchmal vom Duke-Faktor (Wooooohoooo… Es ist doch noch passiert!!!) blenden lässt.

Ähnlich ernüchternd war dann meine Nacht mit Diablo.

Ich habe mir ja als erste Klasse einen Dämonenjäger geschnappt. Diablo 1 und 2-Veteranen wissen, dass ein Fernkämpfer allein, besonders am Anfang immer so eine Sache ist. Meistens stehen die Gegner dann einem doch direkt auf den Füßen und machen einem Scherereien.

Nicht in der Beta von Diablo 3. Ich muss sagen, nur bei mehr als 10 Gegnern kam wirklich mal einer direkt an mich ran. Der Rest konnte in aller Ruhe aus der Ferne, meistens mit nur einem Schuss, auf’s Korn genommen werden. Selbst saftige Elitegegner, um die man als Solospieler niedrigen Levels gerne mal einen besonders großen Bogen gemacht hat, haben vollkommen ihren Schrecken verloren. Selten einen goldenen Gegner so leicht als Fernkämpfer niedergerungen.

Nein, das war schon erschreckend… Ungefähr so erschreckend wie das Aufleuten von „Automatischer Speicherpunkt“. Ein WAS?

Ein Speicherpunkt in Diablos Welt? Speicherpunkt hießen vor 12 Jahren noch Portale und somit war es vordringlichstes Ziel in einem neuen Gebiet erstmal die tolle Steinplatte zum leuchten zu bringen um so, im unwahrscheinlichen Fall, dass man sein Leben ließ, doch wieder schnell zu seiner Leiche und seiner Ausrüstung zu kommen. Jetzt also „Speicherpunkte“? Naja, mir soll es ja recht sein…

Ich habe das System dann auch unfreiwillig ausprobiert. Der Klassiker: Stirb in einer Horde Mobs. Bei Diablo 1 der Untergang. Mein Lieblingsort dort: Stirb beim Butcher!

Seelisch und moralisch habe ich mich schon auf die antrainierten Vorgehensweisen eingestellt:

Neu-Tristram, hinlaufen, Mobs ziehen und hoffen an die Leiche zu kommen, schnell anziehen und das ganze nochmal von vorne.

Bevor ich den Gedankengang aber zu Ende denken konnte, stand ich am letzten Speicherpunkt… Mit Ausrüstung. Was soll jetzt das? Wie simpel ist jetzt das?

Genauso das leveln. Ich hatte ja schon viel über den, nicht mehr vorhandenen, Talentbaum gehört und gelesen. Ihn aber selber zu erleben, war dann noch eine ganze Ecke übler.

Als erstes sollte man sich von seinen P&P/RPG-Bekannten Talentpunkten verabschieden, die man mit jedem Levelaustieg verteilen kann. Nieman möchte mehr mit der Last belästigt werden, dass er oder sie sich Gedanken machen muss ob er jetzt Kraft, Geschicklichkeit, Magie oder Leben steigert. Je nach gewählter Klasse übernimmt das einfach das Programm.

Niemand sollte sich auch mehr Gedanken machen müssen, welche Talente er seinem Schützlich angedeihen lässt. Jetzt nach Level wird einfach ein linearer Talentbaum freigeschaltet. Großes Tennis.

Jeder Dorfdepp ist jetzt also davor geschützt seinen Char in irgendeiner Form zu verskillen oder sich stundenlang durch Foren kämpfen zu müssen um die seinen Wünschen enstprechende Optimal-Skillung zu bekommen.

In den 10 Leveln die ich mit dem Dämonenjäger zurückgelegt habe und den 7 Leveln die ich den Barbar schon getrieben habe, habe ich nie etwas anderes benutzten müssen als die ersten beiden Skills, die ich von Anfang an freigeschaltet bekommen habe.

Und ja, ich habe ihn schon sein bisschen vermisst, meinen Summoner-Necro. Und so wie das aussieht, wird es sowas auch nicht mehr geben in Diablo 3. Wo kämen wir denn da hin, wenn sich der Spieler von sich aus entscheiden könnte in welche Richtung er seinen Char entwicklen will?

Grafisch kann man am Spiel nicht viel meckern. Dazu ist der Vorgänger eben schon zu weit weg mit seinen 12 Jahren. Insgesamt ist es mir aber ein Spur zu kuschelig. Der Dungeon unter der Kathedrale hat nicht annährend so viel Schrecken verbreitet wie zum Beispiel ein Diablo 1 oder Teile von 2.

Es liegt nicht ander Liebe zum Detail, denn die kann man Blizzard keinesfalls absprechen. Plündert man z.B. Bücherregale, dann fallen einem die bekannten blauen und roten Schriftrollen entgegen. Auch wenn man sie nicht mehr braucht, ein nettes Gimmick. Teleportiert werden kann jetzt scheinbar, wenn die Fertigkeit einmal freigeschaltet ist, jederzeit und identifizieren muss man magische Gegenstände auch nicht mehr. Auch das geht jetzt automatisch.

Vielleicht bin ich nach 15 Jahren und dadurch, dass ich mit D1 und D2 groß geworden bin, nicht mehr Zielgruppe, immerhin sind die 12 Jahre seit D2 ja schon fast eine Generation, aber ich fühle mich in diesem Diablo 3 nicht so richtig heimisch. Es liegt wohl daran, dass viel altbewährtes zu Gunsten von glitzernden Dingen über Bord geworfen wurde. Aber am meisten stört mich wohl wirklich dass es einfacher geworden zu sein scheint (Wir haben D2 letzten Sommer erst „mal wieder“ durchgespielt“) und dass ich nicht einmal mehr die Freiheit habe meinen Char zu (ver)skillen.

Sicherlich wird sich das Spiel verkaufen wie geschnitten Brot. Mir sind es aber keine 55-60 € wert, die es zum release wohl kosten soll.

This is not my Diablo!

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4 Comments

  1. *weia* gran großes *weia* Und ich hatte wirklich überlegt meinen alten windoof Rechner eine neue Graka zu spendieren wenn D3 erhältlich ist. Aber all das was ich da oben gelesen habe macht mich schwer traurig. Als ich 2006 die Akte WOW geschlossen habe dachte ich eh ich würde nie wieder zocken, aber D3 hätte es werden können. Sieht aber gerade nicht so aus….

    • Würde nicht Diablo drauf stehen, man würde wahrscheinlich nicht in Verlegenheit kommen, die ersten beiden Teile mit dem dritten zu verwechseln.
      Der Trend zum Simplifizieren hat sich ja schon bei WoW abgezeichnet, aber dass man das dann bei Diablo 3 so konsequent durchzieht hätte ich auch nicht erwartet.
      Blizzard scheint nur noch das Geld abzuschöpfen: WoW wird immer einfacher und eigentlich braucht man das MM gar nicht mehr. StarCraft 2 Heart of Swarm wird der SP kürzer, Elemente wie der Einheiten-Konfigurator fliegen raus, weil’s zu komplex war.

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